Facebook und Google werten die Bedeutung lokaler und regionaler Inhalte in ihren aktuellen Strategien stark auf, was langfristig eine Bedrohung für die heimische Medienlandschaft darstellt.
In der vergangenen Woche gaben die beiden Internet-Giganten Google und Facebook einen interessanten Einblick in ihre Wachstumsstrategien. Das bemerkenswerte dabei war, dass in beiden Strategien das Wachstum im Bereich der lokalen Inhalte ein wichtiges Element war:
Google verkündete die Einführung der App „Bulletin“, die zur Verbreitung hyperlokaler Stories via Handy dienen soll (zur offiziellen Beschreibung hier). Die App ist gratis und soll Privatpersonen ermöglichen, Fotos, Videoclips und Texte schnell und unkompliziert zu veröffentlichen. Wenig überraschend werden die veröffentlichten lokalen Stories in der Google-Suche leicht auffindbar sein. Die App wird zu Beginn im Rahmen eines Pilotprojekts in Nashville/Tennessee und Oakland/Kalifornien getestet.
Facebook kommunizierte über ihren Boss Mark Zuckerberg (zum Posting hier), dass im
Facebook-Newsfeed Stories von lokalen oder regionalen Medienunternehmen künftig prominenter ausgespielt werden. Auch dies soll zuerst in den USA getestet, dann aber auf der ganzen Welt ausgerollt
werden. Bemerkenswert ist die Begründung, warum lokale News für Facebook eine relevante strategische Bedeutung haben: „Local news helps us understand the issues that matter in our communities and
affect our lives. Research suggests that reading local news is directly correlated with civic engagement. People who know what's happening around them are more likely to get involved and help
make a difference.“
Was auf den ersten Blick nach einem altruistischen, weltverbessernden Ansatz klingt, ist letztlich langfristig eine ernsthafte Bedrohung für die heimische Medienlandschaft. Die meisten noch funktionierenden Geschäftsmodelle österreichischer Medienunternehmen basieren auf der Bespielung des Publikums mit lokal und regional relevanten Inhalten. Egal ob die reichweitenstarken Radio-Sender im öffentlich-rechtlichen Eigentum, die erfolgreichen regionalen Wochenzeitungen oder die profitablen Bundesländer-Tageszeitungen: sie alle bauen auf die Bereitstellung von Informationen aus dem unmittelbaren Lebensumfeld ihrer LeserInnen und UserInnen und das entsprechende Werbeumfeld rund um diese Inhalte.
Das Eindringen von Google und Facebook in diese Gefilde ist insoferne ernstzunehmen, als dahinter eine unglaubliche Finanzkraft sowie ein großer technologischer Vorsprung steckt. Zwar haben es
die beiden Internetgiganten bislang vermieden, in direkte Konkurrenz zu den etablierten Medienmarken zu treten (Google betreibt mit dem DNI-Programm sogar eine Art Appeasement-Politik), aber mit
zunehmender Bedeutung des regionalen Faktors in den Strategien der beiden Sillicon-Valley-Unternehmen steigt die Gefahr, dass sich die internationale Bühne zunehmend zu einer regionalen Bühne
weiterentwickelt, auf der viele bestehende Medienmarken schlicht nicht mithalten werden können.